Als „schwebende Last“ bezeichnet man eine Last, die von einem Kran oder einem anderen Hebezug angehoben und in der Luft gehalten wird. Das Leben von Hanna Krause, geboren 1913 in Magdeburg, war schwerer als manche Last, die sie mit dem Kran angehoben hatte. Zuerst war sie Blumenbinderin im „Knattergebirge“, einem Armenviertel in Magdeburg. Mit Liebe … Annett Gröschner: Schwebende Lasten weiterlesen
Als „schwebende Last“ bezeichnet man eine Last, die von einem Kran oder einem anderen Hebezug angehoben und in der Luft gehalten wird. Das Leben von Hanna Krause, geboren 1913 in Magdeburg, war schwerer als manche Last, die sie mit dem Kran angehoben hatte. Zuerst war sie Blumenbinderin im „Knattergebirge“, einem Armenviertel in Magdeburg. Mit Liebe zu allen Blumen, großem Geschick und ausgefallenen Geschäftsideen ist sie erfolgreich, bis der Krieg ihr diesen Traum nimmt und sie, trotz Höhenangst, Kranfahrerin wird. Um ihre vier Kinder sowie ihren einbeinigen Mann Kurt über die Runden zu bringen schreckt sie vor nichts zurück. Es wird getauscht. Findig, wie sie ist, tauscht sie Muttermilch gegen Schrot und Korn, Kohlen oder Nähzeug, alles verstaut in einem extra angefertigten Mantel. Lakonisch und schnörkellos wird über ihr bewegtes Leben und ganz nebenbei auch über deutsche Geschichte erzählt. Bombenangriffe, zwei Kinder verloren, die Schwiegermutter verbrannt aufgefunden – selbst über das Schrecklichste, was Hanna auszuhalten hatte, wird unsentimental berichtet. Ihr Leben ist exemplarisch für das Leben vieler unsichtbarer Frauen, die nicht aufgegeben haben, sondern sich den Herausforderungen dieser schweren Zeit jeden Tag auf das Neue gestellt haben. Anständig wollte sie bleiben, das hat sie geschafft. Jedes der 25 Kapitel fängt mit der Beschreibung einer Blume an. Denn es waren die Blumen, die Hanna nicht verzweifeln ließen, und sie zusammen ergeben zum Schluss einen dicken Strauß eines gelebten Lebens.